Seit der Zeit ihrer Gründung im 9. Jahrhundert waren Hausen und Obertshausen zwei kleine Bauerndörfer mit einer entsprechend bescheidenen Verwaltung, die zuerst von Schultheißen, später von nebenamtlichen Bürgermeistern versehen wurde. Ab dem 19. Jahrhundert hatte der Bürgermeister seine Amtsstube im eigenen Haus.
Dies ändert sich erst in der Zeit des Nationalsozialismus. In Obertshausen wird in den Jahren 1934/35 die alte Schule (das heutigen Jugendhaus) an der Ecke Bahnhof-Wilhelmstraße als erstes Rathaus umfunktioniert und im Jahr 1938 entsprechend seiner heutigen Gestalt vergrößert. In Hausen ist es zuerst die alte Schule in der Kapellenstraße und ab 1936 das gemeindeeigene Haus in der Kurt-Schumacher-Str. 5, das dem Bürgermeister bis 1954 als Amtssitz dient. Danach zieht die Gemeindeverwaltung in das neuerbaute Feuerwehrhaus in der Schillerstraße um.
Am 15. April 1945 bestätigt die amerikanische Militärregierung Valentin Döbert in Obertshausen als kommissarischen Bürgermeister. Ende Dezember 1945 scheidet er allerdings bereits wieder aus seiner Funktion und die Amtsgeschäfte werden für einige Monate von Jakob Griesfeller fortgeführt, bis der Gemeinderat am 21. März 1946 Leonhard Wilhelm Döbert, den Bruder von Valentin Döbert, einstimmig zum Bürgermeister wählt. Nachdem Bürgermeister Wilhelm Döbert zum 30. Mai 1954 sein Amt zur Verfügung stellt, bewirbt sich der in der Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 als Verwaltungschef tätige Wilhelm Altenheimer erneut um den Posten. Gewählt wird allerdings der schon nach Kriegsende aktiv am Aufbau Obertshausens beteiligte Robert Flügel (CDU), der seit dem 13. Juni 1952 als erster Beigeordneter tätig ist. Flügel bleibt 18 Jahre lang an der Spitze der Obertshausener Verwaltung und geht 1972 in den Ruhestand. Nach ihm wird Robert Roth Rathauschef der Gemeinde Obertshausen – und ab 1979 auch der erste Bürgermeister der neuen Stadt Obertshausen.
Aber springen wir nochmals in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg zurück. Denn hier beginnt eine Entwicklung, die für die nächsten Jahrzehnte für die beiden Gemeinden von entscheidender Bedeutung ist. In dieser Zeit kommen in Obertshausen sehr viele „Ostflüchtlinge“ sowie „evakuierte Fliegergeschädigte“ an, die in den vorher schon knappen Wohnraum einquartiert werden müssen. Später sind es dann Neubürger, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Hausen und Obertshausen ziehen und Arbeit in den Lederwarenbetrieben und Firmen wie YMOS und Karl Mayer finden. Dies führt zu einem sehr starken Anstieg der Einwohnerzahl in den 1950 und 1960er Jahren. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist in dieser Zeit enorm und so entstehen in beiden Gemeinden viele große Neubaugebiete.
Die örtliche Verwaltung kann allerdings nur langsam aufgebaut werden und ist den neuen Anforderungen kaum gewachsen. Für die gestiegene Zahl an Mitarbeitern fehlt es nun auch an Räumlichkeiten, ein neues Rathaus ist mehr als überfällig. Das Jahr 1965 bringt Obertshausen dann gleich zwei Höhepunkte. Zunächst einmal wird im Mai die Einweihung des Rathausneubaus in der Beethovenstraße nach nur zweieinhalbjähriger Bauzeit begangen. Im August stehen dann die Feierlichkeiten anlässlich der 1100sten Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes auf der Tagesordnung.
Nach der Zerschlagung des NS-Unrechtsstaates kehrt auch in Hausen nicht sofort die kommunale Selbstverwaltung zurück. Bürgermeister Georg Messer – über den die Amerikaner beim örtlichen Pfarrer Auskünfte eingeholt haben – erhält von der Besatzungsmacht zunächst seine Bestätigung als Bürgermeister. Anfang April 1945 erscheint jedoch Sebastian Ott, der ehemalige Ortsvorsitzende der SPD, in Begleitung eines Mannes aus Bieber sowie einem amerikanischen Soldaten und erklärt Messer für abgesetzt. Ott bleibt allerdings nur kurze Zeit im Amt und wird bereits am 5. Juni 1945 auf Anordnung des Landrates durch Georg Bernardus abgelöst. Bernardus erhält seine Bestätigung durch die im Januar 1946 gewählte Gemeindevertretung und fungierte bis Juni 1948 als Hausener Bürgermeister. Danach wird Valentin Mahr II. „überraschend“ mit einer Stimme Mehrheit zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1951 tritt die Magistratsverfassung der Gemeinde Hausen in Kraft, Mahr wird zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde bestellt. Nach mehrfacher Wiederwahl scheidet Valentin Mahr zum 30. November 1971 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt. Sein Nachfolger wird bis zur Zusammenlegung der beiden Gemeinden und der darauf folgenden Kommunalwahl am 20. März 1977 Kurt Müller.
Während der Amtszeit des Bürgermeisters Valentin Mahr und der sozialdemokratischen Parlamentsmehrheit erfährt Hausen einen enormen Aufschwung und entwickelt sich zu einem blühenden Gemeinwesen. Ähnlich wie in Obertshausen, sind aber auch hier noch elementare Probleme zu lösen: Wohnungsnot, Eingliederung der Heimatvertriebenen, Schulhausneubau, Industrieansiedlung, Flurbereinigung. Im Anschluss an alle diese Maßnahmen ist es den Verantwortlichen aber auch möglich, auf kulturellem Gebiet Aktivitäten zu entfalten. Im Jahre 1961 wird die Fertigstellung und die Einweihung des Bürgerhauses gefeiert, 1962 die Gemeindebücherei eingerichtet, 1966 ein für Hausen und Obertshausen gemeinsames Hallen- und Freibad errichtet.
Als herausragendes Ereignis des Jahres 1968 darf sicherlich die Fertigstellung des neuen Rathauses gelten; der Neubau wird bereits 1962 beschlossen, die Grundsteinlegung erfolgt im November 1966. Aus Anlass der Errichtung des neuen Rathauses wird ein „Hausener Golddukaten“ geprägt. Er zeigt auf der einen Seite eine Abbildung des neuen Gebäudes und die Jahreszahl 1967. Auf der Rückseite befindet sich das Gemeindewappen mit der Inschrift „Hausen, Spitzenerzeugnisse in Lederwaren“.
Ähnlich wie in Obertshausen feiert Hausen im Jahr 1969 kurz nach der Einweihung des neuen Rathauses mit einer Reihe von Festveranstaltungen das 900-jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung.
In der Bevölkerung halten sich bis heute Gerüchte, dass neue Rathaus in Hausen sei nur deshalb so großzügig gebaut worden, um bei einer – sich schon damals abzeichnenden – zukünftigen Zusammenlegung der beiden Orte, eine günstigere Ausgangslage für den Standort des dann gemeinsamen Rathauses zu haben. Der Brunnen vor dem Hausener Rathaus wäre deshalb auch mindestens doppelt so groß wie der vor dem Rathaus der konkurrierenden Gemeinde Obertshausen geplant worden.
Tatsächlich hat der Standort in der Schubertstraße im Jahr 2021 von den Stadtverordneten den Vorzug für das neue Rathaus der Stadt Obertshausen bekommen. Neuste Überlegungen aus dem Jahr 2023 gehen aber dahin, Rathaus und das auch in die Jahre gekommene Bürgerhaus an einem Standort neu aufzubauen. Bis es soweit ist, muss man in der liebenswerten Kleinstadt Obertshausen aber noch mit den beiden alten Rathäusern leben.