Ausstellung „40 Jahre Obertshausen – 950 Jahre Hausen“ im Karl-Mayer-Haus
VON MICHAEL PROCHNOW
Die St. Josefkirche im Grünen – umringt von Feldern am Ortsrand. Das Bürgerhaus und St. Pius, 1961 zwei Großbaustellen im Neubaugebiet, und das erste Hochhaus am heutigen Egerländer Platz.
Obertshausen – Die Gathof-Kreuzung mitten im Wald, mit Gasthaus und Tankstelle – das waren die Postkarten-Motive, die Hausen in vergangenen Zeiten repräsentierten. Jetzt feiert das einst reichste Dorf der Republik seinen 950. Geburtstag. Der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) eröffnete dazu eine Ausstellung im Karl-Mayer-Haus, die auf großen Anklang vieler interessierter Bürger stieß. Fabian und Mareike Bleisinger erstellten mit Armin Paul und Jochen Roth vom HGV-Vorstand 22 Tafeln und füllten Vitrinen mit Schriften und Ymos-Produkten.
„Kein Auto ohne Ymos“, warb das Unternehmen mit seinen Schließsystemen, Armaturen und Zierleisten. Firmengründer Jakob Wolf saß mit Bürgermeister Valentin Mahr in einem offenen Wagen, zeigten Szenen aus einem Amateur-Film vom Festzug zum 900-jährigen Bestehen der Gemeinde.
Der Musikverein und der Frankfurter Fanfarencorps führten die Parade am 29. Juni 1969 an. Fußgruppen trugen Kleidung wie die Römer oder Menschen im Mittelalter, der „Mainzer Bischof“ saß vor der alten Kapellsche‘, Feuerwehrmänner trugen Schnäuzer und Stahlhelme, Vertriebene die Flaggen ihrer Herkunftsländer, die Gartenbauer zogen einen Springbrunnen und einen sich drehenden Bär aus Blumen, Lederwarenbetriebe präsentierten auf einem gemeinsamen Wagen die Mode der 60er, spanische, italienische und türkische Gruppen waren in Landestrachten geschlüpft.
Ein Zebrastreifen verband Textil-Döbert und den sechseckigen, hölzernen Kiosk, heute Kebab-Haus und Eisdiele. Die Waldschule stand noch im Grünen, die Aachener Straße existierte noch nicht. Das Feuerwehrhaus hat sich von vorne kaum verändert, die größten Umbauten fanden im Ortskern statt.
Der Marktplatz beherbergte eine Waage, dann ein Wartehäuschen mit Klos, heute das „Hochmoor von Hausen“. So taufte der Volksmund die Beete, aus denen die güldenen Hände ragen, die Künstler Louis Molinari aus Sainte Geneviève schuf. Gäste erkennen die Erweiterung von Spielwaren Vetter, Geschenke Helm und die Drogerie Leicht an der Stelle, an der heute der Kapellenhof steht. Für Landrat Oliver Quilling spricht die Ausstellung für die Arbeit des Vereins. Im Kreis feierten in diesen Jahren mehrere Städte Jubiläum. Außer Langen, Egelsbach und Dietzenbach wurden alle Orte fusioniert. Doch „es gibt keine Stadt, die aufgrund des Zuschnitts eine solche Einheit bildet wie Obertshausen“, sprach er die räumliche Nähe der Stadtteile an, „obwohl es nach wie vor Sticheleien gibt“. Um so wichtiger sei es, auch nach Jahrzehnten an die eigenen Wurzeln, an historische Zusammenhänge zu erinnern wie mit dem Buch „Unser Obertshausen“. Die Tafeln im Obergeschoss greifen bestimmte Themen auf und sind nicht zu textlastig, warb Armin Paul. „Text gibt’s genug im Buch, in diesen Tagen soll die zweite Auflage kommen.“
Bürgermeister Roger Winter dankte dem Vorstandsteam des HGV, das „viel Energie und Tatkraft“ ins Jubiläum steckt. Viele Themen gehören zum Lokalkolorit, „aber ich bin Weltbürger, habe die Hälfte meines Lebens in Obertshausen gelebt und wohne jetzt in Hausen“. Bei einem Fest in einem Ort mit 25 500 Einwohnern „müssen alle dabei sein, nur so funktioniert eine Stadt“, warb er fürs Fest an Pfingsten.