Spitzenprodukte im Museum
Obertshausen – „Von der Hand- zur Maschinenspitze“ ist der Titel der neuesten Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins. Die ist im Werkstatt-Museum zu sehen. Von Lisa Schmedemann
Wer glaubt, die Vorbereitungen für eine Ausstellung im Museum für Heimatkunde und Geschichte würden viel Zeit in Anspruch nehmen, hätte sich bei der aktuell zur Schau gestellten Sammlung von Doris Bloes geirrt. Zusammen mit Gudrun Borck von der Deutschen Spitzengilde hat sie verschiedene Stücke ihrer Stoffarbeiten ausgesucht. „Das waren zwei halbe Tage und auf meinem Dachboden liegt noch mehr“, erzählt die ehemalige Textildesignerin von Karl Mayer, Namensgeber des Werkstatt-Museums.
Das Karl-Mayer-Haus feierte kürzlich 25-jähriges Bestehen und ebenso lange arbeiten der Heimatverein und die Spitzengilde eng zusammen. Im Obergeschoss des Museums können Besucher der Dauerausstellung etwas über die verschiedenen Herstellungsweisen von Spitze erfahren, nun reihen sich unter dem Motto „Von der Hand- bis zur Maschinenspitze“ die feinen Arbeiten von Doris Bloes ein. „Am Anfang war das kein Traumjob, ich musste wegen der Maschine so geradeaus denken“, erzählt Boes in der Eröffnungsrede zur Ausstellung. „In der Handarbeit kann man sich selbst einbringen, wie in einem Kunstwerk“, sagt Borck, die die Spitzengilde im Heimatverein vertritt. Dennoch solle man die Maschinenspitze nicht unterschätzen, da für ihre Herstellung ebenso viel Können und Wissen erforderlich sei, betont sie.
Welche Schritte von der Idee bis zur fertigen Stoffbahn nötig sind, lässt sich in Bloes‘ Ausstellung nachvollziehen: Zunächst wird ein sogenannter Brief erstellt, der das gewünschte Muster in vielfacher Vergrößerung darstellt. Damit die Raschelwirkmaschine die Fäden und verschiedenen Garnarten richtig zusammenwebt, muss das Muster in Form unzähliger Zahlenkolonnen in die Maschine eingegeben werden, die einzelnen Fäden werden per Hand eingespannt.
Die 75-Jährige ist froh, sich in ihrem Ruhestand wieder ihrer kreativen Ader hingeben zu können. Neben ihren Spitzenarbeiten zeigt sie im Heimatmuseum auch Patchwork und Aquarelle von sich. Auf einem Kreativmarkt haben sich Bloes und Borck schließlich kennengelernt. „Doris ist viel unterwegs, sie besucht Malkurse, während ich Urlaub mache“, erzählt Ehemann Uwe und lächelt seine Frau an. Das nächste Ziel sei Venedig. Uwe Bloes unterstützte seine Frau schon früher, als diese mit Heimarbeit beschäftigt war. Sie nahm Aufträge mit nach Hause und bearbeitete die Stoffe, wenn Mann und Kinder im Bett waren. Das Lebenswerk der ehemaligen Designerin ist die 37. Ausstellung, die die Deutsche Spitzengilde im Karl-Mayer-Haus zeigt.
„Das Textilhandwerk ist für Obertshausen von großer Bedeutung und darf nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt Gudrun Borck. Der erste Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Armin Paul, betont: „Frau Borck gilt hierfür ein besonderer Dank und ich hoffe auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit.“