Von Thomas Holzamer.
Obertshausen – „Die würde ich hier an die Seite stellen“, sagt Johannes Schmitt-Helferich. In der Hand hält der Pfarrer von St. Markus aus der Nachbarstadt Mühlheim die hölzerne Figur eines Esels mit einer schwangeren Frau darauf. Dazu jene zwei Männer – der eine das Tier führend, der andere mit abweisendem Blick und in der Kluft eines Wirtes. Als Teil der großen Weihnachtskrippe, die Schmitt-Helferich gemeinsam mit Thomas Zeiger vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) aufstellt, erzählen die Figuren die Geschichte der verzweifelten Herbergssuche von Josef und seiner Frau Maria zu Bethlehem. Daneben tummeln sich Hirten, Tiere, die Heilige Familie und eine Schar Engel – alle mit viel Liebe zum Detail angefertigt. Auf dem Glasboden darunter reihen sich die reich verzierten Kamele der drei Könige zu einer eindrucksvollen Karawane.
„Wo eine große Krippe ist, da sammeln sich auch Menschen drum“, ist sich der Priester sicher. Aus seiner Sammlung stammen die Krippen, die HGV-Organisator Jochen Roth für die Ausstellung im Werkstatt-Museum ausgeliehen hat. Ergänzt wird die Schau von einer Auswahl an erzgebirgischer Holzschnitzkunst, die Roth und seine Mutter in den vergangenen zwei Jahrzehnten gesammelt haben. Allein rund 40 Räuchermännchen besitzt Roth, genug, um gemeinsam angesteckt wohl einen veritablen Feuerwehreinsatz zu provozieren.
Beinahe ebensoviele Krippen sind es, die Pfarrer Johannes Schmitt-Helferich gesammelt hat. „Eigentlich haben sie sich im Laufe der Jahre eher bei mir angesammelt“, berichtet er und schmunzelt. So wie das Prunkstück seiner Sammlung. Deren Figuren sind handgeschnitzt, unbemalt und jeweils an die 30 Zentimeter groß. Von 1984 bis 1999 hat Schmitt-Helferich jedes Jahr eine weitere Figur dazubekommen. „Davon habe ich aber nur zwei mitgebracht, mehr wäre zu aufwendig, und daheim brauche ich ja auch eine Krippe“, sagt er. Und dass auch Biblisches durchaus nicht immer ganz ernst sein muss, beweist die Figur eines Hirten, dem eine freche Ziege ein Brot aus der Tasche stibitzt. „Eben eine ,Frohe Botschaft‘ mit Augenzwinkern“, findet er.
Ernster ist da schon die Geschichte des ältesten Stückes der Ausstellung – die Figur eines Jesuskindes aus der Zeit um 1800, einst Teil der Krippe eines Frauenklosters in der ehemaligen Tschechoslowakei. „Nach dem Krieg haben Kommunisten das Kloster besetzt und die Schwestern vertrieben, von denen eine junge Frau die Figur rausgeschmuggelt hat“, erzählt der Seelsorger. Den Weg nach Mühlheim fand das Stück schließlich über Pfarrer Igor aus der Slowakei, der die Mühlenstadt regelmäßig als Sommerpfarrer besucht. Seiner Mutter hatte die Ordensfrau die Figur einst vermacht.
Inzwischen finden immer mehr Figuren ihren Platz in den Ausstellungsvitrinen des Museums, darunter auch moderne Interpretationen wie jene Variante, die der Pfarrer von seinem Neffen geschenkt bekommen hat. Die besteht lediglich aus kleinen schmucklosen Holzklötzchen. Josef, Hirte oder Schaaf steht darauf geschrieben.
„Die Idee, eine Krippenausstellung zu machen, hatten wir zum ersten Mal im Jahr 2009“, erinnert sich Organisator Jochen Roth. Nun, fast zehn Jahre später, gibt es die zweite Ausgabe. Die wird am kommenden Sonntag um 15 Uhr im Karl-Mayer-Haus (Karl-Mayer-Straße 10) eröffnet und ist an allen vier Adventssonntagen zu den regulären Öffnungszeiten von 14 bis 17 Uhr zu sehen.