Manuela Baumgart und Roland Schmachtl lesen Märchen
von Michael Prochnow
Obertshausen – „Jede Krippe kann etwas erzählen“, sagt der Mühlheimer Pfarrer Johannes Schmitt-Helferich, der gemeinsam mit dem Heimat- und Geschichtsverein (HGV) im Karl-Mayer-Haus gerade ganz unterschiedliche Interpretationen von der Geburt Jesu ausstellt. „Und jede Krippe erzählt auf ihre Weise“, brach er eine Lanze für moderne Darstellungen.
Erzählt wurde auch beim zweiten Programmpunkt an diesem Tag. Nachdem die Besucher die Krippen bestaunt hatten, lauschten sie Grimmschen Märchen. Dr. Manuela Baumgart begann mit dem wohl bekanntesten Werk von Jakob und Wilhelm Grimm, „Schneewittchen“.
„In Märchen geht’s zauberhaft zu“, begann sie, „und Winterzeit ist Märchenzeit“. Früher, als es weder Fernsehen noch Smartphone gab, lasen sich die Menschen eine Mär vor. „Die war nicht immer wahr, enthielt aber Weisheit und tat der Seele gut.“ Die Geschichten entführten oft in ein fernes Zauberreich, stimmten auf die dunkle Jahreszeit ein. Manche Märchen begleiten Menschen seit ihrer Kindheit, seien Vertraute geworden, und die Werke der Grimms seien ursprünglich nicht für Kinder verfasst. Bei „Schneewittchen“ gehe es um Eifersucht, ein Thema aus dem Leben. Die Schwiegermutter trachte der Tochter nach dem Leben, „das ist kein Stoff für kleine Kinder“. Baumgart lud ein, „im Herzen Kind zu bleiben, das Staunen zu bewahren – und den Glauben: Am Ende wird alles gut“. Denn im Märchen triumphiert das Wahre, Edle, Schöne, „das weckt ein beruhigendes Gefühl in uns“.
Die Atmosphäre führte Matthias Kiel mit den sanften Klängen seiner keltischen Harfe fort, „ein wahrer Meister seines Instruments“, warb die Erzählerin. Deren Ehemann Roland Schmachtl verbreitete einen Hauch Orient, mit „Similiberg“, einer Sage aus 1001 Nacht.