45 Gäste lauschen der Vorlesestunde mit Harfenklängen
Von Michael Prochnow
Obertshausen (m) – So muss es damals gewesen sein. Die Arbeit, das Leben waren hart, gerade in der kalten Jahreszeit. Doch, „Winterzeit ist Märchenzeit“, erkannte der Heimat- und Geschichtsverein und lud am vergangenen Sonntag zur Vorlesestunde mit Harfenklängen ein. 45 Gäste, mehr als erwartet, schwelgten in der heimelig-romantischen Atmosphäre im Karl-Mayer-Haus.
„Früher saßen die Menschen an den langen Abenden zusammen und erzählten sich die eine oder andere Mär“, stimmte Manuela Baumgart auf eine gemütliche Runde ein. „Gelegentlich wurden die Erzähler auch von träumerischen Instrumentalklängen begleitet.“ Diese Tradition wollen die Gastgeber aufleben lassen und die stilleren Tage mit bekannten und weniger bekannten Märchen der Brüder Grimm begleiten.
„Und was könnte besser zu den sagenhaften Geschichten passen als der sanfte, mystische Klang der keltischen Harfe?“ Matthias Kiel, Künstler an den Saiten und Lehrer der Musikschule Obertshausen, übernahm diese Aufgabe mit seinem Instrument. So begann eine bezaubernde „blaue Stunde“ zwischen Tag und Traum. Dabei war es der Hauptperson im ersten Grimmschen Werk gerade gar nicht so angenehm.
Sie muss mit einem kalten, glitschigen Frosch die Tafel teilen und den Lurch auch noch mit ins Bett nehmen! Aber, versprochen ist versprochen, lehrt Papa König der undankbaren Prinzessin, die sich von dem Hüpfer ihr Spielgerät aus dem Brunnen holen lassen hat. Manuela Baumgart las die Lehren vom Froschkönig vor, natürlich mit dem Happy End, als die Blaublütige den grünen Quaker wütend
an die Wand wirft und der sich in einen bezaubernden Prinzen verwandelt.
Auch Roland Schmachtl, Ehemann der Mitinitiatorin mit vernehmbaren Wurzeln im Bayerischen, machte es sich im Ohrensessel bequem und trug aus dem dicken Märchenbuch vor. Er verkörperte die Figuren um Frau Holle mit verschiedenen Stimmen, entführte seine Zuhörer in die Welt der Hanauer Schriftsteller und Forscher Jacob und Wilhelm Grimm. So erinnerte die beiden Vorleser auch an Aschenputtel, die drei Federn, Rumpelstilzchen und das Wasser des Lebens. Kiel spielte zwischen den Rezitationen ruhig-verträumte Klänge an der Harfe. Vor allem für Menschen, die sich im Advent nicht um einen eigenen Kamin scharen und Erzählungen lauschen können, soll die familiäre Stimmung im Heimatmuseum wiederholt werden.