von Michael Prochnow
OBERTSHAUSEN „Der hot de’ Leut um die Ohr’n gehaun, was de Kriesch so anrichtet.“ So war das halt mit „dem Heinrich sei Korzgeschichte, die sin’ jetzt fuffzich Jahr her“. Zur Orientierung: Dr. Dieter Mank, 67, skizziert den deutschen Schriftsteller Heinrich Böll. Belesene Bücherwürmer begegnen dem Träger des Literatur- Nobelpreises gewöhnlich mit mehr Respekt. Aber der Obertshausener Schriftsteller darf auch anders – auf Hessisch.
In Mundart präsentierte er Böll und Günter Grass, kommentierte ihre Lebenswege und Werke. Auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins babbelte der Autor über die hochdekorierten Kollegen wie über gute Kumpel aus der Nachbarschaft. Mank plauderte auch aus seiner eigenen Schulzeit und streifte Thomas Mann: „Damals war de’ Lehrplan e bissje nationalistisch geprägt, und wir ham uns net so richtig getraut, den Deutschlehrer zu fragen, was der Kerl mit de’ ewich lange Sätz’ gemeint hat“.
Dann füllten Bölls „Ansichten eines Clowns“ die Deutschstunden. Der habe „ordentlich über die Katholiken hergezogen“. Der Katholizismus sei „e schee Sach, aber die viele’ Katholike’ stören“. 1974 habe der Böll „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ geschrieben und auch am Drehbuch für den Film mitgearbeitet, eine „Geschichte, die wo net gut ausgeht“. „Da hat sich e Mädche in en Terrorist verliebt, e Nacht mit ihm verbracht.“
Der Günter Grass war zehn Jahre jünger, musst trotzdem in den Krieg. Er hatte sich freiwillig gemeldet, verletzte sich ausgerechnet am Führer-Geburtstag. Auch er habe als Bildhauer angefangen. Das sei ihm zu anstrengend gewesen, also habe er sich aufs Schreiben verlegt, Gedichte und die „Blechtrommel“ verfasst. Sein Bestseller sei eine Art „Autobiografie“ des Günter Grass. Der Hauptheld, Oskar, 1924 geboren, habe beschlossen, „e klaa Knoddelche zu bleibe’, dem kaaner bös sein kann, wenn er uff de’ Blechtrommel geklappert hat“. Davon hat er wohl mehrere gebraucht, um all die Menschen zu warnen. Das Buch habe „eingeschlagen wie eine Bombe, da hat er alles reingepackt, was als Schweinerei gegolten hat“.
So trug der
Gast als Premiere den ersten Absatz der „Blechtrommel“ auf Hessisch vor. Mank
selbst habe in dieser Zeit nur Karl-May-Bände verschlungen, dann aber mit 14
Jahren in dem Grass-Werk geschmökert. „Mit 18 hab ich’s mir nochmal vorgenommen
und war überrascht, das ist ja starker Tobak, da hat jeder sei’ Fett
abgekrieht“.