Geschichtsverein präsentiert kurzweiligen Abend im Museum
OBERTSHAUSEN Er hat die verkauften Ablassbriefe kritisiert und die erste „brauchbare Bibel-Übersetzung in allgemein verständlichem Deutsch“ vorgelegt, erinnerte Armin Paul. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins begrüßte am Abend des Reformationsjubiläums Dr. Dieter Mank im Karl-Mayer-Haus, und der hat auch etwas vollbracht: Der Obertshausener Schriftsteller übersetzte „Ludder uff hessisch“. Paul machte gleich Appetit auf mehr: „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“, lautet eines der geflügelten Worte des Reformators, der „kein Kostverächter“ gewesen sein soll. In einer Zeit, in der die Kartoffel noch nicht ge- und die Cola noch nicht erfunden war, hatte die Erkenntnis viel Wahres. Die Gastgeber aber hatten Gerstensaft, „Reformationsbier“ in dickbauchigen Bügelflaschen. Selbst die Jubiläumsausgabe der Bibel und Luther als Playmobil-Figur für Sammler oder Kindergärten gab’s an diesem Abend im Museum zu sehen.
Und natürlich „Maddin Ludder“ und seine 95 Thesen, „die wo aber aach schon 500 Jahr’ her sin’ “. Für Mank bedeutete der Tag früher, dass der halbe Tag unterrichtsfrei war. „Dadefer musste’ mer in die Kerch’ gehe’ “, erinnerte sich der gebürtige Frankfurter. „Mir habe’ Ludder vergöttert!“ Seine „Vorschläsch“ hatten’s in sich. So habe der Mönch wohl überlegt, „warum der Papst den Petersdom net von seim eischene’ Geld baue’ hätt’ könne’“.
Im „Relichionsunnerricht“ haben sie noch erfahren, wie der „Maddin“ Mönch geworden ist. „Aber das ist alles Leschende“, schränkte der Schreiber gleich wieder ein, „also, nix Genaues waaß mer net“ – wie das halt immer so sei, „wenn’s spannend wird“. Und so plauderte der Autor noch lange köstlich und humorvoll über diesen „Ludder“, denn „hier stehe isch un’ kann net anners“…
Mank kann aber nochmal. Weil die Veranstaltung am Dienstagabend ausverkauft war, trägt der hessische Protestant seine Überlegungen am Sonntag, 19. November, um 16 Uhr erneut im Heimatmuseum vor.
Michael Prochnow