Grenzstein des Deutschen Ordens von 1730
Der Stein wurde Anfang November 1983 von Arbeitern beim Bau der neuen Brücke, die im Zuge des zweistreifigen Ausbaues der Bundesstraße 448 im Bereich Obertshausen – Tannenmühle über die Rodau errichtet wurde, aus dem Gewässer geborgen. Veranlasst wurde dies im Einvernehmen mit dem Magistrat der Stadt Obertshausen durch Landwirt und Stadtrat Georg Rudolph. Er war über die mutmaßliche Lagerstätte und den einstigen Standort des Steines, den Jugendliche ausgegraben und in den Bach gerollt hatten, durch den Heimatforscher, Rektor i. R. Josef Seuffert, informiert.
Bei dem Stein handelt es sich um einen Güterstein, auch Feldstein genannt, des Deutschen Ordens, Commende Frankfurt-Sachsenhausen, aus dem Jahr 1730.
Schon im 14. Jahrhundert besaß der Orden in Obertshausen und Hausen ansehnliche Wald-, Wiesen- und Ackerflächen. Dieses Gebiet wurde im Jahr 1730 neu vermessen und ausgesteint. Demnach bestand südöstlich von Hausen und Obertshausen zur Gemarkungsgrenze Weiskirchen hin ein ca. 35 Hektar großes Waldgebiet, das im Norden vom Bauerbach (ursprünglicher Lauf) begrenzt wird, im Süden über die Straße zur Tannenmühle hinausgeht und im Osten sich an Wiesen anschließt, in deren Mitte die Rodau in unzähligen Windungen verläuft. Dieses Gebiet wird Gräfenwald oder auch Gräbenwald genannt. Das heutige Naturschutzgebiet Gräbenwädchesfeld ist ein Teil dieses Gebiets.
Der Güterstein ist 99 Zentimeter hoch, der bearbeitete Teil 41 Zentimeter. Die Erkennungszeichen – hier das Deutschordenkreuz mit den Buchstaben C und F für „Commende Frankfurt“ im oberen Teil, darunter die Jahreszahl der Arbeitsausführung 1730 – waren stets nach der Seite gerichtet, wo der Besitz lag.
Nachdem der Stein seine ersten Jahre nach der Bergung im städtischen Bauhof verbrachte, wurde er nach der Eröffnung des Museums in den dortigen Abstellraum umgelagert. Erst im Jahr 2016 bekam er seinen heutigen, deutlich würdevolleren Platz unter dem Birnbaum auf dem Museumshof.